Giorgia's Schulprojekt
Papa’s Gesicht in hundert Varianten
Eine Villmerger Sekundarschülerin malte ein Porträt ihres Vaters als Abschlussarbeit.
Für die Abschlussarbeiten an der Sekundarschule sollen die Schüler eigene Projekte entwickeln, umsetzen und dokumentieren. Wie diese Projekte aussehen ist sehr individuell. Giorgia Tata aus Villmergen hatte dazu eine doch ziemlich aussergewöhnliche Idee, die sie erst noch für ein weiteres Anliegen nutzen konnte. Ihr Vater würde bald den 60. Geburtstag feiern, ihn wollte sie mit einem selbstgemachten Gemälde, seinem Porträt, überraschen.
Giorgias Projekt
Um als Abschlussarbeit legitim zu sein, mussten bestimmte Kriterien erfüllt werden. Diese verlangten, dass sich Giorgia vertieft mit der Thematik der Malerei auseinandersetzte und den Schaffensprozess fortwährend reflektierte und dokumentierte. Neben Zielen, die das Zeitmanagement und die Präsentation verfolgten, wollte Giorgia ihre kreativen und malerischen Fähigkeiten aufbessern, Materialien kennenlernen und erfahren, was sie aus Papieren, Pinseln, Farben und Stiften erschaffen könnte. Anfang Februar begann die Schülerin im offenen Atelier «Weisse Düne» in Villmergen mit der Umsetzung. Einmal wöchentlich studierte sie Materialkunde, wendete neue Techniken an, erprobte Stile und Methoden. Viele Skizzen entstanden, bis Giorgia wusste, wie das Porträt ihres Vaters aussehen sollte.
Coaching im offenen Atelier
Fachliche Unterstützung fand die junge Villmergerin bei Claudia Bucher. In deren Atelier fand sich alles, was an Infrastruktur nötig war und professionelle Anleitung. Buchers Coaching umfasste Materialkunde, wie Malen auf kleinen, grossen, dicken, matten, weissen, schwarzen Papieren, im Skizzenbuch, auf Leinwänden, Kartons und Brettern. Farbkunde mit Acryl, Aquarell, Farbstiften, Wachsmalfarben, Kreide oder Farbpalette. Malutensilien wurden ausprobiert, grosse oder feine Pinsel, Spachtel, Stifte, Monodruck, Farbschieber, Spritztechniken. Und natürlich auch die Maltechniken, das Einteilen der Maluntergründe, Schatten setzen, Techniken aus der Kunstgeschichte wie Kubismus, Art déco, Bauhaus, Moderne oder Expressionismus.
Viele Arbeitsgänge erprobt
Unter Buchers Anleitung vollzog die Sekschülerin verschiedene Arbeitsgänge. Beispielsweise formte sie aus Ton eine Vorlage und zeichnete sie ab. Blind ein Gesicht zu zeichnen, auf schwarzem Grund eine Negativmalerei zu fertigen, Schraffiertechniken mit Bleistift und Fineliner anzuwenden oder mit Hilfe eines Lichtprojektors eine Vergrösserung zu erzielen, waren weitere Übungen, die im Lernprozess absolviert wurden. Den Farben wurde Beachtung geschenkt, wie man Farben mischt und wieder mischt, um neue Effekte zu erzielen und die Änderung von Nuancen erreicht.
Abschlussarbeit erfolgreich
In den letzten vier Monaten hat Giorgia Tata über 70 Stunden in ihr Malprojekt investiert, viel gelernt und kreativ gewirkt wie selten zuvor. Ihre Ziele hat sie erreicht. Der Vater feierte vor kurzem seinen Geburtstag, die Überraschung glückte! Doch wie häufig in der Malerei sagt das Endprodukt nur wenig über den kreativen und technischen Weg aus, der schlussendlich zum Ziel führte. Während einer Präsentation in der Schule Villmergen wäre dies alles zur Geltung gekommen. Leider machte das Conoravirus der Abschlussklasse einen Strich durch die Rechnung, die Ausstellung aller Arbeiten musste abgesagt werden. Die junge Malerin und ihr Coach Claudia Bucher wählten jedoch eine branchenübliche Alternative, um Tata’s Werk zu würdigen: eine Vernissage. Am Sonntag, 21. Juni 2020, öffnete das Atelier «Weisse Düne» der Familie, Mitschülern und allen an Malerei und kreativem Tun Interessierten seine Türen und präsentierte die Vorarbeiten sowie das finale Porträt. Ein gelungener Höhepunkt von Giorgia’s Projekt!